Freitag, 4. März 2011

Aidshan



A. Elyar


Aidshan


Von allen Weisen, die ich in der Welt je sah
gab es Niemanden ohne Leid
mein Herz sei verrückt
Verrücktheit hat auch ihre eigene Welt
aus dem Inhalt der Geschichte
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Als die Ausgangstür vom Amt öffneten, befand sich Aidshan genau nach 7 Jahren, 2 Monaten und 4 Tagen wieder mitten im Lärm der Stadt. Er war noch auf der Treppe des Amtes, schaute in den türkisfarbenen Himmel und blickte auf die Leute, die eilig hin und her liefen. In diesem Augenblick murmelte Aidshan zu sich selbst: »Auf wen wartest du, Aussätziger, willst du, daß dir jemand gratuliert?«


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Er hinkte die Treppe hinunter und ging.Er war erst einige Schritte weit gegangen, als zwei Männer hinter ihm hergelaufen kamen und einer rief ihn:
» Herr ...Aidshan, Herr ...Aidshan bitte kommen sie mit, wir haben noch einige Minuten mit ihnen zu reden.«
Sobald sie fertig waren ließen sie ihn wieder frei. Nach kurzer Zeit stieg Aidshan aus dem Taxi und war direkt vor seinem Haus. Das Taxi fuhr davon. Dieses Haus war das Haus von seinen Eltern. Nach dem Tod von Mutter und Vater, die kurze Zeit hintereinander gestorben waren, machte er aus dem Haus ein Büro, in dem er Zeitungen vertrieb.
Diese Zeitung war den Herren ein Dorn im Auge. Aidshan war der einzige Erbe in der Familie. Er. rüttelte heftig an der alten hölzernen Haustür, die Tür öffnete sich, er ging in den Hof und setzte sich auf eine Treppe. Die Treppe verband den Hof mit der oberen Etage. Aidshan stützte den Kopf auf die Hände und fiel in Gedanken. Nach einigen Minuten wiederholt er mit zorniger Stimme:
» Fossilien, Fossilien, Fossilien! «
Die Haustür war angelehnt. Das Schließen der Tür unterbricht den Faden seiner Gedanken. Er hebt seinen Kopf und wirft eine hoffnungslosen Blick auf die Tür. Tschannas stand dort mit schwarzem Schleier. Ihr schönes Gesicht im (Grund) Innern des schwarzen Schleiers erinnerte an den strahlenden Mond in einer Vollmondnacht. Das liebliche Lächeln ließ die Wangen leicht erröten und setzte sich auf die Lippen. Dieses Lächeln erweckte im Herzen von A. die schönsten Erinnerungen seines Lebens. Ob dies das selbe bezaubernde und mondklare Gesicht war, das der mehr als 7 jährigen schwarzen Stillheit seines Lebens und Vergessenheit Helligkeit gegeben hat, und wegen der Begegnung mit diesen strahlenden bläulichgrünen Augen die ganzen schmerzhaften Jahre der Trennung, jede einzelne Sekunde gezählt hatte? Wer weiß, daß die Knospen vom Immergrün die einzigen Blumen in seinem Leben waren. Ein Leben im ewigen Winter. Und wie er diesen blühenden Frühling vor der Gefahr der tötlichen Kälte geschützt hat. Wie könnte er
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jenen abscheulichen und ohrenbetäubenden Schrei von denen vergessen die diese aufblühende ( knospende) Blume für sich gewinnen wollten, und die sagten:
»Wie werden deine Augen blenden, damit du das Gesicht von Tschannas nie mehr sehen kannst und wir brechen deine Füße, daß du nicht mehr zur Verabredung von Aras gehen kannst. «
Als er begriff, das das Wissen von denen beschränkt war auf die Spitznamen von Aidshans Freunde, hatte er ein gutes Gefühl.
Tschannas holte unter dem Schleier einen Blumenstrauß hervor. Er bestand aus Rosen und war mit einigen Lilien verschönt. Tschannas ließ den Schleier fallen und lief zu Aidshan und er zu ihr. Der Meereswind streichelt die lange Haare von Tschannas Ihre Kleidung war wie immer ungewöhnlich: Sie war bekleidet mit einer Hemdbluse, bedruckt mir Rosen und Lilien, und einer blauen Hose. Sie trug Leinenschuhe. Beide umarmten sich und versanken in ihren Küssen. Tschannas lachte und Freudestränen flossen über ihre Wangen. Aidshans ganzer Körper zittert vor Aufregung und Verwirrung, in der tiefe seines Herzens wurden herzzer- reißende Schluchzer wach. Aidshan fühlte sich wie mit einem Arm voller Blumen Man möchte sagen, dies war ein Frühling voller Knospen der im Garten lachte. Das Herz Aidshans war in Unruhe und Verwirrung. Mit trauriger Stimme sagte er:
» Ach, Tschannas! «
» Ach, Aidshan endlich bist du gekommen. «
» Tschannas, ich bin doch am Leben, ich sehe dich wieder. Hast du gewußt, daß ich heute entlassen werde?"
»Liebster, wie könnte es möglich sein, daß ich nicht benachrichtigt bin? Ja, wir wußten das. Ich bin vor das Amt gekommen. Als ich sie sah,wie sie hinter dir herliefen, blieb mir plötzlich das Herz stehen. Weißt du nicht in welch seeligem Zustand ich war. Ich konnte nicht einfach nach Hause zurückkehren. Ich konnte nichts machen, das lag nicht in meiner Macht. Ich mußte sehen, ob sie dich wieder frei lassen oder nicht. Was war wirklich.«
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»Sie sind immer noch nicht zufrieden mit dieser Leiche. Sie denken an schlechte Tage (die Zukunft). Sie wollten ihre Kartei ergänzen. Aber das ist auch nicht richtig, daß du dich beim Wespennest herumtreibst. Haus für Haus suchen sie dich. Weißt du was sie machen, wenn sie überhand nehmen? Sie dürsten nach deinem Blut. «
»Aidshan, die Liebe fragt danach nicht «
» Tschannas, du bist noch immer die gleiche furchtlos verliebte, die du warst«
» wolltest du, daß ich von anderer Art bin? «
»Nein, aber du mußt sehr vorsichtig sein. «
»bis an die Grenzen der Angst. «
Aidshan schwieg einen Augenblick, zeigte mit der Bewegung seiner Hand zum Haus hin und sagte:
» Siehst du, was die Fossilien gemacht haben.Eine sehr schöne 2-Etagen-Wohnung haben sie vewandelt in einen Schutthaufen aus Erde und Ziegel. Nicht mit der Bombe sondern mit der Hand.«
Tschannas, als sie bei der ersten Begegnung aufmerksam geworden war auf sein hinkendes Bein und die Brandmale auf seinen Augenlidern, sagte:
»Kein Kummer, Mein Lieb!
Die Kälte der Winter
geben wir der Wärme
der Frühlinge über.
Die Dunkelheit der Zeit
polieren wir
mit der Helligkeit des Herzens.
Die Zeit der Unmoral(Statuslosigkeit) und Chaos
ist niemals auf diese Weise
geblieben und werden bleiben.
Was ewig bleibt,
ist das Leben.
Was ewig fließt,
ist das Leben.
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Obwohl es
wie ein Säugling
mit Schmerz und Qual
geboren wird.
Obwohl
die niedrigen Geister
ebenso
ihren Leichenwagen
mit Freude über die Knochen
unserer Opfer
fahren.
Obwohl
wir im Meer des Kummers
von tosenden Wogen verfallen sind,
keine Furcht,
der Mensch führt das Schiff zum Strand der Freude,
die Lilie des Lebens
blüht mit unseren Händen.
Mein Teurer!
sei nicht bedrückt,
die Nacht ist kurz! «
«Ach! Tschan`nas,
Was soll ich sagen?
Wie soll ich sagen?
Daß wir
in einer unendlichen Nacht
unendlich
wie Zeit und Raum
gezogen und verloren gegangen sind,
daß wir
in einem ewigen Winter
den Frühling gesucht haben!«
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Nach einem kurzen Schweigen:
» was macht Aras wirklich?«, fragte er.
» es geht ihm gut; er wartet zu Hause auf dich, steh auf, gehn wir.«
»gehn wir Aras besuchen? Ich schäme mich, wie kann ich noch in Aras Gesicht seh´n?«
»sag so was nicht! Sie haben uns alles entrissen, denkst du sie können auch unsere Liebe und Freundschaft zerstören? Es ist richtig, daß wir siegen wollen, aber wir Vergessen nie die Niederlage wir denken auch an den Verlust. Niederlage und Sieg dauern nicht ewig an. Die Niederlagen können vorbereitende Maßnahmen für einen Sieg sein, oder umgekehrt. Deine Probleme haben keinen Schaden in unserer Liebe, Interesse und Freundschaft gebracht (zugefügt) Aras selbst hat mich zu deiner Begegnung geschickt, steh auf, wir gehn.«
» gehn wir!«
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Aras saß unter einem Süßkirschenbaum auf einem alten Holzstuhl und laß ein Buch. Mit dem linken Zeigefinger verrückte er seine Lesebrille, die dicke Gläser hatte, auf der Nase und strich über sein frisch rasiertes Gesicht und seinen dichten (üppigen, kräftigen/ hängenden) Schnurrbart. Er blickte zur Hoftür, das knarren der Tür hatte sein Lesen unterbrochen. Er stand von dem Stuhl auf, er war von mittelgroßer Gestalt. Tschannas und Aidshan waren angekommen und hatten die Tür hinter sich geschlossen. Aars faßte die Gestalt seines Freundes ins Auge: mager, ziemlich groß, graue Haare, braune Schuhe, einfaches Hemd, ovales Gesicht ohne Schnurrbart, lange Nase, dünne Lippen, schwarze Haare, den Scheitel links, besonders liebe Augen und das bekannte süße Lächeln, daß sich bei jeder Begegnung auf den Lippen gezeigt hatte. Sein Herz klopfte. Nachdem sie sich die Hände geschüttelt und sich geküßt hatten fragte Aras:
»mein Freund, geht es dir, gut?«
» nicht schlecht,und wie geht es dir?«
» danke, es geht mir auch gut. Endlich sehen wir uns wieder. Genau nach 7 Jahren, 2 Monaten und 4 Tagen.«
» Jetzt rechne für 1Stunde 1 Jahr, dann siehst du, wie lange es gedauert hat.«
»Das war eine schwere und trübe Zeit die vorbei ist«,sagte Tschan`nas.
»Geh´n wir hinein und setzen uns«, Aras sagte.
Eine kurze Zusammenfassung von Aras Haus:
zwei Zimmer, Flur, Badezimmer, Toilette, Küche, kleiner Hof- das ist alles.
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Er hatte das neulich gemietet. Sie saßen auf einem schönen Teppich, der mit Blumen und Pflanzen gemustert war. hatte den Tee zubereitet und die zwei Freunde hatten das Abendessen vorbereitet. Während der Vorbereitung des Essens, die nicht lange gedauert hatte, war kein richtiges Gespräch aufgekommen. Aidshan drehte sein Gesicht zu Aras:
»Aras, ich wollte deine Meinung über mich wissen, was denkst du in diesem Fall über dasjenige Problem.«,fragte.
» sieh mein lieber Freund, Tschannas und ich haben in diesem Fall oft darüber gesprochen.Ich ... «
Tschannas`nas hatte den Gesprächsfaden unterbrochen:
» Ich habe ihm meine Meinung über dieses Problem gesagt.«
Aras weiter:
»Ich denke, die Worte, die man unter den Knüppeln der Fossilien erklärt, sind die Dokumente der Verurteilungen und Schuld der Herren Fossilien selbst. Und die allgemeine Meinung in der Welt hatte solche Vorführungen verur-teilt. Also, du mußt nicht immer an jenes Interview denken und deine Seele damit quälen.Wir sind informiert über die seelischen Störungen, die dir im Mutort zugefügt wurden. Und wir wissen sogar, wenn du einen Tag nicht deine Medikamente nahmst, in welchem seelischen Zustand du dich befandest. Denn, ich will wirklich, daß du dieses Problem vergißt, und an die wichtigsten Probleme denkst. Darunter die Probleme mit dem Haus und der Heirat,...«
»Und Arbeit,..« ,Tschannas fügte hinzu.
Aras setzte fort:
»Insgesamt denke ich so, daß wir das Haus renovieren sollten, bis du dort Ruhe hast, dann bemühen wir uns eifrig , daß wir für dich eine Arbeit finden, damit du beschäftigt wirst, und das nötige Kleingeld verdienst. Wenn dein Lebensrad langsam, langsam wieder auf die Walze fällt ,wieder im Lot ist, muß du auch an die Heirat denken.«
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Tschannas schlug vor:
»Es ist besser wenn wir Renovierungsschwierig- keiten durch die Firma lösen, aber das kostet viel.( was wird das kosten) Mit dem Verkaufen eines Teiles vom Hof, kann man die Kosten verringern.«
Aras bestätigte:
» Ein richtiger und praktischer Vorschlag, ich bin einverstanden. Aidshan, was ist deine Meinung?«
Aidshan, der sehr in sich(Gedanken) vertieft war, und niemand wußte wie weit und lange er in seinen Gedanken verschwunden war, außer ihm selbst, wurde mit dieser Frage wieder ins Gespräch gezogen:
»Ich hab dazu nichts zu sagen.«
Tschannas fragte:
»Das heißt, du bist aucheinverstanden?«
»Ja.«
Aras sagte:
»Dann richte ich diese Arbeit durch die Firma.«
Aras deckte (das) Ssofre ab, und Tschannas brachte den Tee. Die drei Freunde unterhielten sich stundenlang, über die politischen Ereignisse (Neuigkeiten) und gemeinsame Erinnerungen. Aber Tschannas und Aaras fühlten sehr gut, daß Aidshan noch nicht jener Mensch war, den sie von früher kannten, und sich völlig verändert hatte. Es war spät in der Nacht. Ihr Zusammensein war sehr warm und herzlich. Aidshan hatte vergessen seine Medikamente einzunehmen, und er erinnerte sich auch nicht , wann er zum letzten mal die Medikamente eingenommen hatte. Die Süße der Unterhaltung hatte den Ärger des Kummers von ihren Herzen gereinigt.
Gnade vor dem Kummer! Ach! Schade, daß er nicht zuließ daß ihre Freude mehr als das dauerte, weil in den letzten Minuten das Verhalten von Aidshan ganz ungewöhnlich erschien. Er schien nur noch ruhig und nachdenkend. Seine krankhafte Ruhe und Schweigsamkeit waren für seine Freunde unerträglich. Er, der in der Vergangenheit in der
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Gesellschaft der Freunde die Ursache war für Freude (Wärme), und mit seinen Scherzhaftigkeiten erblühte Lachen auf den Lippen anderen. Er verhielt sich schon wie die Yogis. Sein zärtliches und trauriges Gesicht war ähnlich dem Gesicht eines Gepäckträgers, daß die schwere Last nicht aushalten kann.
Er schluckte seinen Speichel, so daß seine Stirn Falten bekam. Seine Augenbrauen wurden zusammengezogen ,und er murmelte Unverständliches. Seine Lippen waren auf eine Art zusammengekniffen, als sollten sie Nein bedeuten auch seine Hand bewegte sich mit diesem Ausdruck, und er starrte ins Leere.
Tschannas, die sein Verhalten so sah, starrte in Aras Gesicht. Aras wies mit Kopf und Gesicht auf die Medikamentenschachteln, die aus der Hosentasche von Aidshan herausgerutscht waren:»In seiner Hosentasche sind Medikamente, Nimm sie heraus und gib sie ihm zum einnehmen« , sagte er leise.
Der immer noch in die Leere starrte, sagte: »Aras, ich falle.« Aras sagte nichts. A. wiederholte: » Ich falle!Ich falle in einer schwindelerregenden Geschwindigkeit in mich selbst, in einen unendlichen Brunnen, der sich in meinem inneren Mund geöffnet hat. Ich falle. Dieser Brunnen zieht mich an. Ich bin gezogen worden. Jene unförmigen Steine schwellen an, ich versinke im Inneren dieser wie eine Puppe, die in Lava versinkt...«
Die Medikamente waren in Ts. Hand. Aras hatte unverwandelt, mit schmerzlichen Blicken, Aidschan angesehen. Tschannas. wischte den kalten Schweiß mit einem Taschentuch von seiner Stirn und sagte: »Aidschan, mein Liebster, komm nimm deine Medikamente ein!«
Und Tschannas. wollte die Medikamente und ein Glas Wasser in seine Hand geben, aber Aidschan setzte seine Rede fort(ohne Beachtung des jenigen):
»Tschannas., ich versinke in deinem schönen und zitternden Bild im Wasserspiegel, mit der ersten Welle verlor ich dich und mich selbst auch. Ich weiß nicht wo ich bin. Meine Umgebung ist unerkennbar; ob ich in tiefer Dunkelheit eintauche oder in lichter Helligkeit, ich weiß nicht. Ob Dunkelheit oder Helligkeit, das ist mir gleichgültig..«
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Aars verließ das Zimmer, setzte sich unter den Süßkirschenbaum auf einen Stuhl zog eine Zigarette heraus undzündete sie an.
Aidschan stockte einige Augenblicke, schluckte den Speichel hinunter ohne seinen Blick ins Leere zu unterbrechen. Aidschan wendete sich an Tschannas. und setzte seine Rede fort:
„Tschannas, dieser Brunnen oder dieses Glaszimmerchen mit den menschlichen Fossilien umstellt - jeder Augenblick wird enger und enger und schmilzt wie ein Schneeball im glühenden Feuer, in die, in dein Bild, in deine Silhouette. Ich höre sogar nicht einmal meine eigenen lautlosen Schreie. Ich schmelze in reinem Vacuum. Und der Schatten von meinem Dunst auf der Wand in diesem Zimmerchen irrt umher und sucht dich wie ein Verrückter...
Das Glas Wasser war noch in Tschannass Hand. Sie stellte es auf das Tablett, drückte As. Kopf an die Brust und streichelte ihn. Der Zorn, der in den vorherigen Minuten im Hals von Ts. drückte, platzte. ihre Tränen sickerten aus der Tiefe ihrer Augen und flossen auf ihre roten Wangen. Aidschan merkte nicht, daß Tschannas weinte. Er ertrank im Meer seiner Gedanken. Er weinte nicht. Das Wasser seiner Augen war ausgetrocknet, wie die Quellen, die versiegt waren. Wer weiß, vieleicht weinte er auch. Aber niemand sah seine Tränen.
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Er hatte in den vorigen Jahren zu Tschannas gesagt, daß er immer ohne Tränen geweint hatte. Aidschan war immer noch im Bann seiner Leere und murmelte Unverständliches. Aras kehrte in das Zimmer zurück. Er wischte die Tränen von Tschannas. Wangen und flößte Aidschan die Medikamente ein. Tschannas. war erleichtert. Sie nahm Aidshans Kopf auf ihren Schoß. Nach einer Weile schlief Aidshan ein. Tschannas legte ein Kissen unter seinen Kopf und ging selbst mit Aars zum gegenüberliegenden Zimmer. Tschannas sagte:
“Mein Herz ist beunruhigt. Ich mache mir sehr viele Sorgen um Aidshan“
„Laß dich nicht verwirren, du mußt einen kühlen Kopf bewahren und ihm helfen. Er braucht deine Hilfe besonders. Ich werde Morgen mit dem Arzt Kontakt aufnehmen. Paß auf, daß er seine Medikamente regelmäßig einnimmt. Es ist schon spät, wir müssen jetzt schlafen. Ich muß Morgen sehr früh aufstehen. Du bleibst auch die Nacht hier. Die Zeit des Ausgehverbotes ist gekommen, es ist nicht richtig, daß du nach Hause gehst.
-“ Ich weiß das, ich gehe nicht.“
-“ Schläfst du hier oder in jenem Zimmer?“
-“ Hier“
-“ Dann schlafe ich bei Aidshan“
-“ Gute Nacht“
-“ Gute Nacht“
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Bevor Aras früh am Morgen zur Arbeit ging, steckte er etwas Geld in die Hosentasche von Aidshan und verließ das Haus. Als Aidshan aufwachte, hatte Tschannas schon das Frühstück vorbereitet.Am Ssofre fragte Tschannas:
»Hast du heute Nacht gut geschlafen?«
»Nachdem ich meinen Kopf auf deinen Schoß legte, schlief ich sofort ein, als ob ich jahrelang nicht geschlafen hätte. Wirklich, ich hatte einen schönen Schlaf. Es tut mir Leid, daß ich dich gestört und müdegemacht habe(so lange wach gehalten habe).«
»Ich bin sehr froh, daß du gut geschlafen hast, und ich habe keinesfalls eine Störung empfunden die ich dir verzeihen müßte. Im Gegenteil, ich habe mich sogar entspannt.«
»Wo ist Aaras?«
» Er ist zur Arbeit gegangen, er arbeitet in einer kleinen Baufirma.«
» Und du, arbeitest du auch?«
»Ich arbeite auch dort, ich bin die Buchhalterin der Firma. Ich habe einen Monat Urlaub bekommen, gestern hat er angefangen.«
»Gerade an dem Tag als ich aufkreuzte.«
»Genau.«
» Bestimmt wegen mir.«
»Wegen uns beiden.«
» Gottseidank, habt ihr wenigstens etwas gelernt das im Leben nützlich ist. Seh’ mich an ich habe Kunst studiert. Es nützt mir nichts im Diesseits und im Jenseits.«
»Du weißt ganz genau daß die Kunst die Schönheit des Lebens ist, ohne Kunst wäre die Wiese des Lebens nicht mehr als eine Wüste. Ich wünsche mir eine Welt, in der nie ein Künstler seine Arbeit wertlos findet. Vielleicht wäre es nicht übertrieben.«
-Vielleicht. Lassen wir’s . Seit gestern, vom ersten Augenblick an, hat eine Frage mein Gedächtnis beschäftigt und bedrückt mich, weil ich sie nicht vergessen kann und mich nicht traue sie dir zu stellen.«
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»Ich kann deine Gefühle nachvollziehen.«
»Bestimmt möchtest du mich fragen, ob meine Liebe dir noch treu geblieben ist?«
»Richtig.«
»Aidshan! Das einzige Ding was ich in dieser Daseinsvernichtenden Zeit, die Zeit in der unsere Generation alles in jene verlor, für mich behalten konnte, ist unsere Liebe. Liebe und Interesse für alle die Schönheiten des Lebens. Und es ist nur zu seinem Schutz, daß ich alle Unglücklichkeiten von dieser stinkende Grube auszuhalten vermag, und sogar im Kampf gegen jene stehe, mit der Hoffnung, daß wir eine schönere Welt haben, und in dieser Welt unserer Liebesblumen Knospen erblühen. Ich weiß nicht was die Liebe ist, vielleicht ist es ein Gefühl, ein Gefühl am Gipfel, Gipfel vom Gipfel, ein Gefühl zu lieben und geliebt zu werden. Wir mußten das Zweite entbehren, wir haben geliebt ohne geliebt zu werden. Ständig wurden wir vom Pfeil des Haßes getroffen, und sind immer auf der Flucht gewesen. Flüchtig vor dem Jäger, wie ein verletztes Reh. Ich weiß nicht ob, unsere einseitige Liebe zu der Welt und zum Leben und den Menschen vollständig oder unvollständig ist. Wenn darin auch eines mangelhaft ist, verbessern wir es mit unserer gemeinsamen Liebe. Ich verliebe mich geistig in den Menschen und das Leben, aber körperlich verliebe ich mich nur in dich. Ich verwickle mich in diese Liebe, wie eine Verrückte. Laß uns die Sachen in Gang setzen, wir werden unter einem Dach leben.«
Aidshan schaute sie nachdenklich und trauig an.
Als sie mit dem Frühstück fertig waren räumte er das Tischtuch (Ssofre) ab und brachte es in die Küche. Tschannas hatte mit verschränkten Beinen auf dem Boden gesessen. Aidschan legte seinen Kopf auf ihren Schoß, und legte sich hin. Tschannas bückte sich nach unten und gab Aidschans einen Kuß auf seine Augen. Aidschan fragte:
»Küßt du meine Augen, steht uns eine Trennung bevor?«
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»Nein mein Liebster, ich liebe deine Augen. Ich sehe mein Gesicht in deinen Augen und erinnere mich: zwei Quellen am nebeligen Berghang, als ich mit dir Bergsteigen ging und sich unsere Bilder im klaren Wasser spiegelten, plötzlich kam ein Stein und das Wasser schlug Wellen und unsere Bilder zogen sich zusammen und verschwanden. Da hörte man die schöne ins Herz gehende Stimme von Aras, der vom weitem sang:
»Wir sollen lieben , Freunde!«
»Wir sollen wie Chasar brüllen.«
. . . . .
Tschannas legte ein Kopfkissen unter Aidschans Kopf, und legte sich selbst auch hin. Ihr Kopf lag auf dem Arm von Aidschan. Seine Locken lagen wild herum. Aidschan legte seine Wange auf ihre Wange, und er legte seine Hand auf die Brust von Tschannas. Indem er ihren Geruch einatmete sagte er:
»Meine Liebste! Genauso wie du erzählst, bringst du mich auf alte Erinnerungen, ich finde ein außergewöhnliches Gefühl und eine ganz besondere Aufregung läßt meinen Leib und mein Herz erzittern.
Ob ich wach bin oder träume, bis gestern habe ich nie dran gedacht dich wieder zu finden und fühle mich wie ertrunken in deiner unbegrenzten Liebe. Ob ich eine Pusteblume bin, die mit der Sommerbrise in deine Arme flog, oder bin ich der angeschoßene Kranich, der mit blutigen Flügeln vom fremden Land in seine zerstörte Heimat zurückgekehrt ist.
Niemals konnte ich glauben jemals, jemanden zu finden der meine siebenjahrealten Wunden, wo immer wieder neue Wunden den Mund öffnen, heilen würde.
Tschannas ! Weißt du was uns in der letzten Zeit passiert ist. Wir, wo immer einer der Schatten des anderen war, ich weiß nicht wie es uns gelungen ist am leben zu bleiben und wie wir die Trennung ausgehalten haben. Ich bin in den schwarzen Jahren jeden Moment unendliche Male gestorben und wieder erweckt worden. Die Dinge, vielleicht aber auch nur ein einziges Ding haben jedesmal immer wieder mein Leben aufgeweckt, deine liebe ist in mich eingedrungen; und nur das war es was mich am leben erhalten hat.
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Als sich die Dunkelheitsfledermaus und die Friedhofsgeier auf meine Wunden gesetzt haben, und meinen letzten Lebensseufzer entrissen, das einzige das mich am leben erhielt war deine Reinheit, deine Gütigkeit und Freundlichkeit, und deine verzaubernde Liebe.
Diese Schönheiten, wie eine Metaphysische Kraft zogen sie mich an dich heran. Meine ganze Seele wollte dich, mehrere Jahre mußte ich das überwinden, aber ich konnte es nicht.
Im Verlauf der Zeit ist jener Wille, wundersame und unsichtbare Kraft, in meinem Herzen stärker geworden und besiegte mich, meine Gedanken standen zu seiner Verfügung. Ich bin zu dir gekommen, wie schade das mein Wert für deine Liebe nicht ausreicht. Meine Liebessonne ging da hinter den kalten Fenstergittern vom Schmerzort unter. Beide erhoben sich und saßen im Schneidersitz, Tschannas küßte ihn und sagte:
» Ach, Aidschan! Warum hast du so etwas gesagt, und brennst mein Herz aus. In unserem Land ist kein Untergang für die Liebessonne und die Verliebten sind die immer glänzenden Sterne der Liebe. Erinnere dich an deine Worte- die Worte vor der Trennung, daß was du deklamiert hast das tönt immer noch in meinem Ohren:
Liebe
ist der Gipfel der Freundschaft,
der Gipfel der Verliebtheiten und Zärtlichkeiten.
Liebe
ist der Gipfel der Vergebung,
der Gipfel der Reinheiten und Selbstlosigkeiten.
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Liebe
ist der Gipfel der Bemühungen
der Gipfel der Opferungen und Weisheiten.
Liebe
ist der Gipfel des Lebens
der Gipfel der Fortsetzung des Lebens
Wo die Liebe ist,
kein Gipfel der Erhöhung
des Menschen zur Menschlichkeit,
da hat die Liebe keine
menschliche Bedeutung.«
Aidshan sagte nichts.Er schaute nur Tschannas Augen an, und als er den Blick abbrach sagte:
»Nach dem ich heute in der Stadt war, werde ich beim alten Mann vorbeischauen und fragen wie es ihn geht.«
»Möchtest du, daß wir zusammen gehen ?«
» Ich möchte, aber ich muß allein gehen. Es ist nicht gut wenn wir zusammen gesehen werden.«
»Wie du möchtest.«
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Wenige Minuten später war er unterwegs. Er ging hinkend, und dachte über die Worte Tschannas nach; und sagte zu sich selbst:
» Ob es nicht unmenschlich ist, daß ich mit diesen unheilbaren Unglücklichkeiten, - die wie eine Todeskralle an meiner Kehle drücken - auch noch das unschuldige Mädchen verwickle?Ein Pestkranker mit dieser Geistesgestörtheit (Kopfbehinderung) und ein Krüppel, was für ein Geschenk der Armseligkeit und Unglücklichkeit für dieses Mädchen, daß schöner ist als eine Blume, und vor allem ist sie ein guter und großzügiger Mensch.
War es nicht mein größter Wunsch vor dem Tod nur noch einmal, nur einen Augenblick, sie zu sehen? Nun hab ich mein Ziel geschafft, wieso verschwinde ich dann nicht? Auf was warte ich? Warum kann ich dann nicht von ihr wegkommen? Ob zwischen uns eine außergewöhnliche Kraft herrscht, die uns aufhält uns zu trennen? ...«
Gerade als er mit sich selbst redete, ging er von den verwinkelten Gassen und gekrümmten Nebenstraßen, und von den Häusern, in denen, man möchte sagen, statt Baumaterialien, Armut, Leiden und Unglücklichkeitsmaterialien verwendet wurden; und kam an Hauptstraße der Stadt an.
Die konfusen Gedanken und die geistermüdenden Träumereien, hatten ihn sehr beschäftigt. Ab und zu, kam es stückweise den Leuten zu Ohren und bewegte sie ihn zu verspotten. Er hatte die Änderungen nicht beachtet die in den vergangenen Jahren in der Stadt stattgefunden hatten. Die zerbrochenen Dächer, die gekrümmte und kopfbeschnittene Mauer:
Die Kunstwerke der fernen und nahen menschlichen Fossilien. Glänzende und neugebaute Geschäfte, und die Häuser die wahrrscheinlich mit Lehm und Stroh der Armut beschmiert wurden, die Menschengruppen die wie wandernde und landstreichende Bäche geflossen waren.
Starke Abgase die das atmen erschweren, schwindelerregender Lärm und besonders die Bilder die da und dort in den Vitrinen und (an der Tür der)Arztpraxen und in Cafés und anderen Plätzen zum sehen waren.Das waren die wichtigsten Ansichten, die durch seine Gedanken gingen- wie Träume.
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Einige der Bilder waren am Rand mit dem Namen Nak`gasch signiert.
Nak`gasch war der berühmteste Maler und Kalligraph der gemütlich am Strand liegenden Stadt. Alle riefen ihn mit Meister Nak`gasch. Die Jugendlichen trieben sich herum, und die Gleichaltrigen liefen vor ihm weg; wegen seinen merkwürdigen und ungewöhnlichen Ideen. Aidschan hatte als Schüler und Student seine Sommerferien meistens in dem Atelier des alten Mannes verbracht. Unter seinen Händen war er gewachsen und er hatte von seinem Garten der Kunst Blumen gepflückt. Der alte Mann liebte ihn wie sein Kind. Die näheren Freunde von Aidshan wußten daß der Meister ihm erlaubt hatte am Rand der Werke -die er für die Kunden vorbreitet hatte -mit Nak`gasch zu signieren. Als er sich die Bilder ansah, wollte er seine Werke von Werken des Meisters trennen. Er untersuchte sein Gedächnis.Er blätterte in den Erinnerungs- weckenden Tagen, suchte die Unterschiede keine Erfolg, er schaffte das nicht. Er dachte über alles nach, und fragte sich:
»Warum hatte der Meister ihm das erlaubt, daß er seine Werke mit seinem Namen signiert.«
Im Gedächtnis suchte er die Antwort ,als er die Gemäldegalerie erreichte.Er schaute durch das Fenster ins Atelier.Der alte Mann war nicht da. Er heftete den Blick auf die Bilder:
an die Wand im Schaufenster, auf die Feldstaffellei und den Stuhl neben der Wand: ein Glashäuschen(gefäß)-mit zwei Menschen die ausgepresst werden.Das Antlitz von einem Mann oder vielleicht von einer Frau, versunken in Marmor, und schwebend in einer endlosen Vertiefung.Ein getrocknetes Meer mit Salzbergen.Eine gefrorene Stadt am Strand des Meeres.Und mehrere andere Bilder die man durch die Fensterscheibe nicht klar sehen konnte.
» Junge, wenn du die Bilder sehen willst , komm rein.«
Der alte Mann öffnete die Tür, ohne ein Blick auf das Antlitz des Mannes, und kam rein. A. folgte ihm.
»Hallo Meister!Wie geht`s Ihnen?«
Die Stimme war dem Ohr des alten Mannes bekannt
Schwer richtete er seine gebeugte Statur ein bischen auf, blickte ins Gesich des jungen Mannes und sagte:
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» Aidshan! Bist du mein Sohn ?«
bückte sich, der Meister drückte ihn ans Herz und küßte ihn. Während er seine Hand fest hielt, führte er ihn zu einem alten Stuhl und sagte:
» Komm mein Sohn! Komm setzt dich! Du hast mir viel Freude gemacht.«
Aidshan setzte sich. Der alte Mann fragte:
»Wann bist du freiglassen?«
» Gestern.«
»Die vergangne Nach warst du bei den Feunden?«
» Ja.«
»Sei nicht betrübt wegen deinem Haus ,ha! Du hast Platz (in unserem Herzen) auf unserem Auge.«
» Vielen Dank Meister. Zur Zeit habe ich keinen Kummer wegen des Hauses, danach sehen wir was kommt .«
Der alte Mann nahm die Thermoskanne, goß zwei Gläser Tee ein und sagte:
» Gut, was willst du nun machen?«
»Erhrlich gesagt Meister, ich will arbeiten.
»Wann fängst du an?«
»Bedeutet das sie sind einverstanden?«
»Was für eine Frage ist das, möchtest du gleich heute anfangen?«
»Nein, ich fange morgen an.«
» Gut , ist in Ordnung.Erzähl mal , was gibt es neues im Schlachthof?«
» Meister! Was soll ich sagen, ich kann nicht in ihre Augen schauen, ich schäme mich. Ich kann diese Verwirrung nicht aushalten. Ich wünsche mir, daß die Erde das Maul öffnete und mich reinziehen würde! Wie soll ich sagen, ich hab alles verloren!«
Der alte Mann bestätigte:
»“Wir“ haben verloren. Ob es ein Glückspiel war oder ein Kampf, was wir in der Niederlage erlitten haben?«
» Meister! Spiel oder Kampf, jetzt ist es mir noch beides gleich.«
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» Im Leben gibt es Gelegenheiten die dem Menschen solche Gefühle geben. Die Dinge, die uns gleichartig vorkommen, in der Wirklichkeit sind sie unterschiedlich, das bleibt unserer Ansicht nach geheim. Wir sollten versuchen von dieser Gleichartigkeitsanschauung , Enttäuschung und Hoffnunglosigkeit wegzukommen. Unsere Herzen und Hände sollten eins werden. Hilfsbereite Hände sind für uns unvermeidliches Bedürfnis. Der Vogel fliegt mit seinen Flügeln. Wir sind Flügel voneinander, mein Sohn! Wir leben in einer harten und schwierigen Zeit. Es soll vorbei sein ohne das wir selbst verlieren. Es gibt keine reine Dunkelkeit. Wir sind hinterher die Sterne, die in dieser Dunkelheit von weitem zu uns herblinken. Nun wären wir irgendwo bzw. auf einem Weg entäuscht, nicht so schlimm, wir sollen nicht die Bemühung aufgeben.Ich will nicht, daß wir irgendwo bleiben und wie eine Leiche stinken. Ich will, daß wir atmen, sogar im Augenblick, in dem wir ersticken.
» Meister! Ich war eine Winde unter einem Fenster., Gewundene an der Wand, die jeden Tag morgens ein junges Mädschen goß. Nun bin ich wie eine Zigarette, von der jemand den Rauch in die Luft gesendet , und seine Asche in den Aschenbecher geschnippt hatte, verlorengegangen. Ich bin noch tot. Sie reden mit einer Leiche. Die Fossilien hackten mich wie ein Stück Fleisch und warfen mich hinaus. Die Flammen des Feuers die sich in meinem Inneren, in den Tiefen meines Herzens entflammten verwandelten mich in Asche. Von mir ist nichts mehr geblieben.«
»Als der Damm den Fluß aufstaute, versuchte das Wasser auf jede Weise irgendwo durchzusickern. Auch die stabilsten Dämme befinden sich nicht von der Bedrohung des Wassers in Sicherheit. Die Zeit soll vorbei sein.«
Sie redeten eine zeitlang miteinander über viele Dinge, und aßen zusammen das Mittagessen. Es war Nachmittag als Aidshan sich von dem alten Mann verabschiedete.
* *
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Das aufbauen von Aidshans Haus dauerte ein Monat, drei Wochen und zwei Tage. In dieser Zeit lebte Aidshan bei Aaras. Er war beschäftigt in der Bildergalerie des alten Mannes. Tschannas besuchte Aars Haus regelmäßig wegen Aidshan Sie selbst lebte angeblich bei denn Eltern. In dieser Zeit hatten sich Tschannas und Aidshan öfter über den Anfang des Zusammenlebens unterhalten. Aidshan hatte immer Angst vor sich selbst, und vor der Zukunft Tschannas, und Angst vor Allem. Tschannas selbst wartete auf allmähliche Besserung des Geisteszustandes von Aidschan. Sie tat niemals etwas, daß die Seelenqual von Aidshan vermehren könnte.
Endlich hatte Aidshan ein zu Hause. Wenn er alleine war , malte er. Er hatte die meißte Zeit im Atelier an einem Bild gearbeitet, daß kunstliebende Leute „ Mädchen an der Tür« genannt haben. Er hatte zwei Stück von diesem Bild gemalt, eins für die Leute, eins für seine Seele.
Er hatte das Bild zu Hause an der Wand aufgehängt, direkt vor seinen Augen, rechts von der Tür. Wenn man das Bild betrachtete sah man: ein Mädchen an der Tür, im Hintergrund sah man das Meer mit bläulichen Wellen in Unruhe toben, die Tür ist einen Spalt geöffnet und der Oberkörper beugt sich in den Türspalt. Man sagt es sieht aus,als schaue sie mit großen staunenden Augen auf jemanden, der im Zimmer sitzt, ihre Stirn ist frei und ihre Haare sind geflochten, ein Teil des Zopfes hängt vor ihrer Schulter in Ihrem Blick wirkte eine übermenschliche metaphysische Kraft, man glaubte daß sie ihre Beute fixiert und in ihren Bann zieht, ihr Schleier war auf ihre Schultern gerutscht und der Strandwind bewegte ihn. Man glaubte, daß sie ihn dem Wind überlassen hatte.
Ach, wer weiß wie das Dasein von Aidshan hinter den grünen und mandelförmigen Augen, dem bezaubernden Blick , und dem wie Mondschein strahlenden Gesicht, den schmalen bogenförmigen Augenbrauen Funke für Funke verschmolzen ist!
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Das Bild wurde im Atelier in die Vitrine gestellt. Die Leute, von alt und jung, weiblich und männlich ergötzten sich am Anblick des Bildes während sie hin- und hergingen. Es war in kurzer Zeit in aller Munde. Sie mußten in die Fensterscheibe einen Zettel hängen, auf dem Zettel tritt (einem) dieser Satz ins Auge: Schauen Sie das Bild an aber stellen Sie sich bitte nicht vor das Licht.
* *
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Das Herz der Stadt. Atelier. Die Arbeit.
Nachdem Aidshan mittags von Meister Nag’gasch informiert wurde, daß das Kaffeehaus immer noch am Platz ist, wollte er das Stammlokal besuchen es wiedersehen; und die Kehle mit zwei Glas starkem Schwarztee anfeuchten. Das Kaffeehaus stand an der Kreuzung, so daß es nicht weit von der Galerie war. Als er eintrat, ging er auf den einzigen freien Stuhl zu, der vor der Fensterbank stand und setzte sich hin. Der Wirt war ein alter Mann, so daß er mit seinem jungen Sohn das Kaffeehaus führte. Der alte Mann stellte den heißen Tee im Glas auf den abgefärbten Stuhl und sagte:
»Wie geht’s dir mein Sohn? Gott sei dank, bist du am Leben.«
»Mir geht’s nicht schlecht Herr Dschmal, noch atme ich.«
»Gut, Gott sei dank.«
Er schlug ihm auf die Schulter. Ein Kunde sagte mit lauter Stimme:
»Herr Dschamal, wir haben Tee bestellt.«
»Gleich mein Lieber, gleich.«
Und er ging.
Das Kaffeehaus war damals Stammlokal von verschiedenen Leuten: Arbeiter, Straßenhändler. Schüler, Studenten, Lehrer, einfache Beamte, Bauern usw. versammelten sich dort wie damals. Während Aidshan Schluck für Schluck den Tee trank, zum ersten mal nach sehr vielen Jahren von Liebe und Heim getrennt, murmelte er leise den Vers, der mit einer schönen Schrift an die Wand geschrieben war - und dem er immer wenn er dort eintrat diesem seinen Blick aufheftete :
»Von allen Weisen, die ich in der Welt je sah
gab es Niemanden ohne Leid
Mein Herz sei verrückt
Verrücktheit hat auch ihre eigene Welt«
Ein paar Stühle weiter hatte ein junger Mann, einige Jahre über zwanzig, mit seinem Freund gesessen.Während er Aidshan unverwandt ansah, sagte er mit lauter Stimme:
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»Der Pestkranke starb nicht, und kehrte zurück.«
Sein Freund sagte:
» Im Vergessenshaus flüchteten viele vor ihm; und draußen müssen ihn ebenso alle boykotieren.«
»Du warst doch gar nicht im Gefängnis, woher weißt du das?«
»Junge ich hab das gehört, es ist wahr.«
Ein Mann von mittlerem Alter, dessen Anzug mit Gipsflecken bespritzt war,
schaute den ersten jungen Mann an und sagte:
»Das geht dich nichts an, verschwinde Kleiner!«
Der Wirt der die Worte von dem jungen Mann gehört hatte, sagte zu diesem:
Wenn ihr hier Unsinn reden, pack´ ich euch beim Schopf und werfe euch raus, ha!«
Nach denn Worten des Wirts legten sie das Geld für den Tee auf dem Tisch und standen auf.
Der zweite junge Mann kam zu Aidshan und sang an sein Ohr:
»Ei! erhieltest du die Nachricht,
Vernachlässigter
daß die quälende Geliebte
mit dem teuren Freund
ging ?«
Und während er aus der Tür heraus ging, lachte er so laut, daß der ganze Körper von A. zitterte. Aidshan legte das Geld für den Tee auf Tisch , verabschiedete sich vom Wirt und ging hinaus. Sein Verhalten war so, daß der Wirt keine Gelegenheit hatte ihn als Gast einzuladen. Auf der Straße lief er hin und her, suchte den jungen Mann; aber fand niemanden. Sie waren wie Wasser im Boden versunken.
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Als er zum Atelier zurück gekehrt war, hatte der alte Mann die Farbe auf der Palette vorbereitet.
Er sagte:
»Meister ich will sie etwas fragen.«
Während der alte Mann arbeitete:
»Ich bin ganz Ohr«, sagte er.
»Nein so geht das nicht, du sollst mich anschauen.«
Er hörte mit der Arbeit auf und sagte:
»Gut, was wolltest du fragen?«
»Meister! stecken Tschannas und Aaras mit einander unter einer Decke?«, fragte er mit zitternder Stimme.
»Was für eine Frage ist das?«
»Ich weiß nicht wie kann ich es erklären...«
der Meister unterbrach seine Worte:
»Sie sind mit einander verheiratet, was bedeuten diese Worte? «
Aidshan erstaunt:
»Heirat! «
» Weißt du das nicht?«
»Nein!«
»Du warst bei ihnen, hat man es dir nicht gesagt, hast du nicht seine Tochter gesehen?«
»Aidshan erstaunt:
»Nein! Niemand hat darüber mit mir gesprochen.«
»Ich weiß nicht warum, vielleicht ist das Problem schon sehr alt geworden.«
»Das war einige Zeit nach deiner Verhaftung, als sie geheiratet haben. Nun müßte sie 6 Jahre geworden sein, ja es ist richtig, ich kann mich gut erinnern. Zu dem Hochzeitsfest das ganz einfach und mit besonderen Freunden stattfand, war ich auch eingeladen.
Aber die Wahrheit ist, daß ich jahrelang von ihnen keine Ahnung hatte, und erst neuerdings durch dich von ihrer Lage Nachricht erhielt. Ich habe auch keine richtige Information über sie«
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Der alte Mann beschäftigte sich mit seiner Arbeit, und Aidshan sprach nicht mehr.
An jenem Tag unterbrach er seine Arbeit früher als sonst und ging nach Hause.
* *
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In der Kühle des Abends, als die Glocke der Kirche fünf mal schlug, drehte Tschannas den Schlüssel in Aidshan’s Hauschloß. Sie hatte ein kleines Mädchen bei sich. Sie traten in den Hof, öffneten das Kopftuch und den Schleier, gingen durch den Flur und die Treppen hinauf. T.öffnete langsam die einen spaltbreit offen stehende Zimmertür Aidshans. Aber wie von einer Schlange gebissen drehte sich um, und schloß die Tür wieder zu. Sie wendete sich dem kleinen Mädchen zu, das hinter ihr stand, und sagte:
»Mein Liebstes, gib mir deine Tasche, gehe hinab spiele mit deinem Ball, bis ich das Zimmer in Ordnung gebracht habe; dann rufe ich dich .«
»Mutti! Ist hier das Haus desjenigen Freundes, über den du erzählt hast.«
»Ja mein Liebste, nun gehe hinab und spiele.«
Das kleine Mädchen ging hinab.T. trat ins Zimmer ein.Das Mobiliar war total verwüstet und zerstört. Aidshan saß auf einem Stuhl, ohne Bewegung , erstaunt und verwundert; er hatte seinen Blick auf das Bild, daß an der Wand hing , geheftet. Tschannas guckte ihm in die Augen und fragte:
»Was ist passiert Aidshan? Warum ist hier alles in Unordnung?«
Er hatte ebenso geschwiegen,wie ein steinernes Denkmal! Tschannas sah genau sein Gesicht an, er hatte Schrammen auf dem Gesicht . Sie fragte:
»Warum ist dein Gesicht verletzt geworden?«
Sie hörte keine Antwort und sagte:
»Sag mal Mensch! Was ist passiert? Warum sprichst du nicht? Wer hat das Zimmer in solch eine Situation gebracht? Du selber oder hat das jemand anderes gemacht?«
Ohne die Antwort abzuwarten sah sie das Bild an:
»Warum ist das Bild durchgestrichen?«
Während Tdshannas redete brachte sie das Mobiliar in Ordnung .
Sie sammelte die zerbrochenen Stühle in eine Ecke und säuberte den Teppich von den daraufgefallenen Farben. Ob man die Farbe jemals wieder entfernen kann. Tschannas wußte nicht was sie sagen sollte und bei wem sie sich beschweren konnte. Als die Situation im Zimmer sich etwas normalisierte kam sie zu Aidshan, hockte sich neben ihn und sagte:
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»Was für ein Unglück ist dir heute widerfahren?
Hast du deine Medikamente genommen?«
Sie ist aufgestanden und hat in der Schublade die Medikamente kontrolliert und nichts erfahren. Sie ging wieder zu Aidshan zurück, hockte sich zu ihm, legte ihr Gesicht zwischen seine Hände, und sagte:
»Warum sprichst du nicht?«
Die Tränen perlten aus ihren Augen. Während diese Aidshans Handflächen näßten, sagte sie:
»Weist du wer heute gekommen ist dich zu besuchen? Deine Tochter, unsere Tochter, unsere Liebesknospe, Ainas ist gekommen dich zu besuchen. Sie will dich umarmen und dich küssen, dein Streicheln fühlen. Sie suchte dich mit ihren unschuldigen Blicken überall seit mehr als 6 Jahren. Heute möchte ich ihr sagen: meine Tochter, der Vater nach dem du in diesen vergangenen Jahren gefragt hast ist hier, ist bei dir; ist in deinen Armen. Möchtest du ihr nicht das erste Mal in deinem Leben eine Freude machen?«
Sie nahm ihn und führte ihn vor das Fenster und sagte:
»Schau mal, deine Tochter ist da. Sie spielt im Hof. Hörst du, unsere Tochter Ainas. In jenen schwarzen Trennungsjahren, machte ihr kindliches und unschuldiges Gesicht immer dein liebes Antlitz in meiner Erinnerung lebendig. Ich habe noch nie ein Kind gesehen, daß seinem Vater so sehr ähnelt.«
Aidshan hatte seine Lippen nicht geöffnet. Tschannas hatte ihn wieder zurückgebracht, sie setzte ihn auf den Stuhl und setzte ihre Rede fort:
»Verzeihe mir das ich dir nicht schon früher diese Entwicklung erklärt habe. Ich habe immer an deinen seelischen Zustand gedacht.«
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Ich wollte, daß du um so mehr Ruhe hast. Diese verschieden Probleme sollten Dich nicht ermüden, Probleme, über die, können wir später diskutieren. Aidshan! Schau mir in die Augen, ist im Leuchten meiner Tränen Lüge und Betrug versteckt? Ob die Augen, die du dein ganzes Leben lang so leidenschaftlich liebtest und die du wie ein Vernarrter angestarrt hast, dich belügen können ? Diese Augen, diese Blicke, diese Tränen haben dich nie betrogen. Ich war nie treulos zu unserer Liebe gewesen. Es war kurz nach deiner Verhaftung, als ich merkte, daß ich von dir schwanger bin. Auf der einen Seite war ich glücklich aber auf der anderen Seite gab mir die gesellschaftliche Umgebung, die brechreizende, vulgäre und zurückgebliebene Gesellschaft keine Möglichkeit, das Kind in Ruhe auf die Welt zu bringen und erziehen. Ich wußte nicht - der Familie, den Verwandten und Nachbarn, vor allem Übel den dummen und lügnerischen Hochgestellten, die jeden Moment im Hinterhalt waren, und mit ihrer Dummheit, eine Schwäche in unserem Leben zu finden und es lancieren, gegen unsere Wünsche und menschlichen Bemühungen propagieren, uns vor dem ganzen Volk in Unwürden ziehen und diskreditieren- eine Antwort zu geben. Ich entschloß mich auf jeden Fall abtreiben zu lassen. Ich wandte mich an die Ärzte. Sie waren nicht bereit mich zu operieren. Sie sagten: die Abtreibung ist verboten. Ich kehrte zurück zu den alten Frauen, was mein Problem nicht löste. Ich fragte Aras über diese Schwierigkeit um Rat, er schlug vor, ihn zu heiraten um das Kind auf die Welt zu bringen, und uns dann wieder voneinander scheiden zu lassen. Ich hatte keine andere Möglichkeit. Ich war einverstanden mit seiner Meinung. Wir heirateten, und einige Monate später trennten wir uns wieder. In der Zeit als wir zusammen lebten war unsere Beziehung wie eine geschwisterliche Beziehung.
Das Heiraten löste mein Problem, aber für Aras selbst kam das teuer zu stehen. Er verlor in dieser Zeit seine Verlobte Sevgi. Sie verließ Aras für immer als sie
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die Nachricht von der Heirat hörte. Sevgi heiratete genau einen Monat nach uns. Ich benachrichtigte Sie später von dieser Geschichte. In dieser Beziehung tadelte ich mich immer. Aras dachte, er könnte sich mit Sevgi auf seine Weise verständigen. Schade, daß er es nicht schaffte. Du weißt nicht in welcher schlimmen Lage er war, und was für schwere Tage er verbrachte.
Aber bei mir ließ er sich niemals das Problem anmerken. Er stöhnte nie über seinen Schmerz .
Als ich über Sevgi mit ihm redete lächelte und sagte: Meine Liebe war nicht jenes flüchtige Mädchen, daß sobald sie von der Hochzeitsmitteilung hörte, in kurzer Zeit mit einem anderen ging. Meine Liebe gehört Aidshan und dir, Ainas und den Leuten die ich trotz allen Schlechtigkeiten und Zurückgebliebenheiten liebe.
Aidshan!Wir sind wirklich die glücklichen Menschen, trotzt allen Schmerzen und Leiden und Unglückligkeiten,wir leben in einem Meer der Liebe und Freundschaft , Zärtlichkeit, Reinheit und Opferbereitschaft. Wir sind die in dieses Leben Verliebte. Der Dunkelheit zum trotz trinken wir es wie einen klaren Wein und trinken es weiterhin. Nehme ich an daß, die Macht der Dummheit und der Dunkelheit viel stärker sind als wir, nehme ich an, daß wir nicht unsere menschlichen Hoffnungen erreichen, verlieren, sogar vernichtet werden, haben wir keine Angst. Diese Liebe und Leidenschaften und Begeisterungen, Reinheiten und Freundschaften werden nie vernichtet. In der Geschichte der Leute aus diesem Land, haben Menschenfreunde und wohlwollende Leute nie Erfolg darin gehabt, eure Hoffnungen und Wünsche zu erreichen; aber die Herzen der Nachkommenden von diesem gequältem Volk waren nie von solchen Wünschen leer gewesen.
Aidshan, mein Liebster, hörst du was ich sage? Bewege dich meine Liebe! Warum bist du wie erfroren? Ich kann deinen Kummer nicht ertragen...«
Sie konnte die Rede nicht fortsetzen, ihre Wut platzte heraus, und ein Regen der Tränen ergoß sich wie die Herbstwolke im Herbst ihres Lebens. In diesem Augenblick öffnete sich kurz die Tür :
»Mutti! darf ich rein?«, fragte Ainas.
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Während Tschannas ihre Tränen abwischte:
» Komm meine Tochter, komm rein« antwortete sie.
Und sie verhielt sich so, daß das Kind ihr weinen nicht merkte. Das Mädchen kam herein , grüßte und streckte ihre Hand zu Aidshan aus:
»Ich heiße Ainas«, sagte sie.
Statt Aidshan gab ihr die Mutter die Hand und setzte sie bei sich auf den Stuhl. Das Mädchen blickte freundlich zu Aidshan und setzte ihre Rede fort:
»Wissen Sie was ,,Ainas,, bedeutet ? Es bedeutet ,,schöner Mond,, ,,schönes Mädchen,,. Wie heißen Sie?«
Ihre Mutter antwortete:
» Unser Freund heißt Aidshan. Meine Tochter! Er ist krank, besonders heute geht es ihm überhabt nicht gut. Es ist besser wenn wir denn Arzt anrufen .«
Ainas stand auf und sagte:
»Beeile dich Mutti, beeile dich!«
Sie gingen nach unten. Tschannas telefonierte von der Straße mit einem bekannten Psychologen der Aidshan bis dahin regelmäßig besucht hatte. Der Arzt war eine halbe Stunde später bei ihnen. Nach der Untersuchung sagte er:
»Frau Tschannas, er hat leider einen Schock bekommen.«
» Bitte Dr., sagen Sie mir, was die Ursache ist? «
»Ich denke es wird mehrere Gründen haben, z.B. das Durchstreichen des Bildes, einen Kopfschlag zu bekommen, oder eine schlechte Nachricht zu erhalten, das Geschlagen werden: vielleicht sind die Kratzer des Gesichtes deswegen.
Seien Sie nicht beunruhigt, es ist besser, lassen sie ihn heute Nacht nicht allein. Können Sie ihn morgen ins Krankenhaus zur Nervenheilabteilung mitbringen?«
»Ja, morgen kommen wir zum Krankenhaus.«
»Sehr gut, er soll wie immer seine Medikamente nehmen. Dann bis morgen, bleibt gesund!«
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Der Arzt ging. Die Sonne rutschte im Horizont hinter dem Berg aus. Die Nacht breitete ihre schwarze Schatten auf die Stadt. Ainas spielte im Hof. Tschannas dachte, es ist besser ich bringe sie nach Hause zurück und bleibe selbst die Nacht allein bei Aidshan Sie kehrten nach Hause zurück. Während sie Ainas der Großmutter hinreichte:
»Tschannas! Ich hab leider einen schlechte Nachricht für dich!«, sagte Großmutter.
»Was für eine Nachricht Mutter?«
»Aras ist verhaftet! Heute Nachmittag, gerade vor einer Stunde hat mich ein Freund benachrichtigt. Inzwischen hat eine Gruppe das Atelier von Herrn Nag`gasch
überfallen, den armen alten Mann haben sie zu Tode geschlagen und ihn mitgenommen.«
» Dann, bin ich weg Mutter!«
»Wohin meine Tochter?«
»Mutter, ich erzähle es nachher.«
»Mein Herz schlägt in großer Aufregung, ich hab sehr große Angst Tschannas Ich mache mir Sorgen um dich.«
»Keine Sorge Mutter! Leb Wohl!«
Tschannas erreichte schnell das Haus von Aaras, ging hinein. Sie packte die Dokumente und Sachen vom Geheimfach in eine Handtasche. Als sie aus der Haustür herausgehen wollte, sah sie, daß die Geheimpolizisten die Umgebung des Hauses, die Dächer belagert hatten. Schnell kam ein Polizist vor sie und sagte:
»Wenn du dich bewegst, schießen wir. «
Er legte ihre rechte Hand schnell in die Handschellen, die er vorher auf der anderen Seite um seine linke Hand gelegt hatte. Der andere Polizist drehte seinen Kopf nach Tschannas um, einen tiefen Blick warf er auf ihr Antlitz und sagte:
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» Ich verstehe schon, sehen sie sie genau an, es ist das Bild von dieser Zaubererin , daß in der Stadt zur Aufruhr geführt hat. Wir rechneten mit jenem verrückten jungen Mann, heute Nacht rechnen wir auch mit dir. Er hatte sogar die Gefangenen mit dem Bild von diesem Mißgeschick bezaubert .Schamlos! Geh` steig ein!«
Tschannas sagte in ihren Herz:
»Ach! Aidshan!«
Sie blickte voller Haß in die Augen der Polizisten und sagte:
»Diese Wörter passen zu dir und deiner Gleichen! Ihr seid schamlos, eure Herren sind so schamlos, daß Ihre Pauke der Schande, das Ohr der Welt taub gemacht hat.«
Sie schleppten sie ins Auto. Die Leute beobachteten von den Häusern, der Straße, mit Zorn und Abscheu das Ereignis.
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Die Sonne war hinter dem Berg auf ihrem Nest. Es war wieder dunkel geworden. Die Silberne Schale des Mondes glänzte am Himmel der Stadt. Das blaue Meer schlug mit seinen großen blutigen Flügel gegen die Steine des Strandes. In der Ferne schlug eine verletzte blutige Taube, hingefallen auf den Steinen, im Kampf zwischen Sein und Nichtsein, den Flügel zum Fliegen.
Aidshan hatte in seinem Zimmer auf dem Stuhl immer noch still und bewegungslos gesessen. Plötzlich fühlte er : die Tür öffnet(e) sich leise einen Spalt. Ein Mädchen steckt(e) den Kopf zur Tür herein und sie fiel gleichsam mit ihren Blicken über Aidshan Ihr Oberkörper war im Türspalt zu sehen. Sie hatte eine Hemdbluse mit Lilienmuster angezogen. Die grünen, großen, staunenden und glänzenden Augen, die durchdringenden ,bezauberden Blicke, das schöne, mondglänzende Antlitz und ihre bogenförmigen Augenbrauen, insgesamt, eine mystische und merkwürdige Anziehung(Erscheinung), hatte mit ihrem Gesicht erzeugt, daß Aidshan willenlos angezogen wurde . Er stand auf , ging wie ein Schlafwandler zur Tür.Sie war auf der Treppe, und winkte mit der rechten Hand:
»Komm!«
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Aidshan ging die Treppe hinunter. In der halb geöffneten Haustür war der zur Seite geneigte Oberkörper des Mädchens sichtbar. Sie hatte den Blick auf seine Augen geheftet, und winkte mit der rechten Hand:
»Komm!«
Aidshan ging hinter ihr her zum Haus hinaus. Das Mädchen mit diesen bezauberten Blicken brachte ihn willenlos zur Stadt hinaus. Sie erreichten den Strand des Meeres. Aidshan hatte nur einige Schritte Abstand von ihr.
Das Mädchen hatte ebenso seine Augen angestarrt. Als ob zwischen ihren Augen eine merkwürdige Kraft flösse die sie sich nie von einander trennen ließe.
Sie winkte mit der rechten Hand:
» Komm!«
Sie glitt in die blauen heftigen , wilden Wellen des Meers hinein. A. immer hinter ihr her .Das Mädchen spaltete wie eine Meerjungfrau die Wogen, schwamm vorwärts und drehte von Zeit zu Zeit den Kopf zur Seite, sah ihn kurz an. Jedes Mal, als ihre Blicke aneinander stießen, flog Aidshan zu ihr.
Jene Nacht tosten die Wogen des Meeres.
* *
Zwei Tage später liefen die Zeitungsjungen auf den Straßen der Stadt herum und riefen:
»Aktuelle Nachrichten!«
»Aktuelle Nachrichten!«
»Der Maler des Bildes: „Ein Mädchen an der Tür“ hat sich umgebracht!«
02.07.95

5 Kommentare:

ناشناس گفت...
Datum:16 Feb 2007 21:25:21



سلام ايليار عزيز
داستانت را خواندم و از آن لذت بردم.، لذتي آميخته با درد و غم. جالبي تراژيک هنر در اين خصلت عجيب اوست که در عين دردناکي لذت بخش است. در هنر زشتيها زيبا ميشوند و مي گوييم، چه زيبا و قوي زشتي و درد را تصوير کرده است.موضوع داستان تو نيز داراي اين المنتهاي قوي تراژيک و انسانيست و به بيان معضلات و حالتهايي مي پردازد که خاص انسانها و جوامع در حال بحران و يا گرفتار در بحران عميق زندگيند. بيان حالات مربوط به بحران تواب، بيان بحرانهاي فردي انسانهاي گرفتار در بحران سياسي/اجتماعي و درگيريهاي عشقي و انساني افراد گرفتار در اين بحرانهاي سياسي/اجتماعي از نکات جالب داستان توست. اينگونه حالات،تناقضات و درد فيگورهايي چون آيجان، اراز و چنتار قابل لمس و درک است و بيان تراژدي و قصه عشق آنها توسط داستان قابل لمس است. داستان تو در واقع در قالب يک تراژدي فردي يک تواب و يا قهرمان، همزمان به تراژدي عشقي و تراژدي اجتماعي نيز مي خواهد بپردازد و پيوند ميان اين حالات را نشان دهد که در نهايت به خودکشي نقاش منجر ميشود، خودکشي ايي که در واقع و ناخوداآگاه گويي از قبل به تصوير کشيده شده است و ما در واقع تحقق يافتن يک اوراکل و يا پيشگويي هنرمندانه را شاهد ميشويم.اين موضوعات و المنتهاي مختلف از قدرتهاي داستان هستند. ضعف داستان در اين است که داستان نمي تواند بخوبي چه در زبان و چه در مسير داستان اين چندلايگي را کامل بوجود آورد و داراي سکته هاي موقت زباني و موضوعي است و گاه بجاي چندلايگي اثر دچار حالت درهم ريختگي ميشود.اينگونه از يکطرف زبان داستان گاه بشدت کتابي مي شود و قادر به ايجاد ديالوگ واقعي و صميمي ميان فيگورها و يا ميان داستان و خواننده نيست و نيز از طرف ديگر اين لايه هاي مختلف فردي/عشقي/اجتماعي و پيوند ميان اين تراژديها خوب شکافته و مطرح نميشود. به اين خاطر داستان حالتي خاطره وار/ادبي گاهي پيدا مي کند، بدون اينکه بخوبي ديالوگ و تاثير متقابل اين زندگيها و نگاهها و متون مختلف فردي/جمعي طرح و بيان شود. ايليار جان اگر بتواني با حفظ اين المنتهاي پايه اي داستان و با حفظ همين فيگورها، زبان داستان را خصوصيتر و بويژه در حين ديالوگها، صميمي تر بکني و ميان زبانهاي مردانه و زنانه تفاوتهايي ايجاد کني، داستانت قويتر و پربارتر ميشود. يعني ابتداي داستان تا زماني که آيجان به بيان چاه درونش و خلاء درونش مي پردازد، داراي يک زبان گاها مصنوعي وادبيات سياسيست. اما از لحظه اي که آيجان از بحران درونش سخن ميگويد، داستان پررنگ و قوي مي شود و زبان نيز صميمي تر و تراژدي ملموس تر. در مسير بعدي گاهي دوباره اين زبان مصنوعي چيره ميشود و باز لحظاتي در گفتار مي رسد که ديگربار اين ايماژهاي قوي هنري و ديالوگهاي خوب مطرح ميشود.ديدار با پيرمرد نقاش و يا برخوردهايي با حرفهاي در قهوه خانه و مورد بي احترامي قرار گرفتن را ميشود بيشتر باز کرد و جوانب مختلف آنرا پياده کرد. بباور من هرچه بيشتر در معناي تفکر بينامتني باختين به ايجاد ديالوگ و گفتگو ،چه در درون يک فرد و ميان حالات و تناقضات درونيش،چه در بيرون و با عشق و يا با اجتماع و استاد، و بيان اين ديالوگ امکان دهي، اثرت و داستانت قويتر مي شود و پيوند ميان تراژدي فردي و جمعي و اجنتاب ناپذير بودن مرگ نهايي آيجان مشخص تر ميشود،مرگي که در واقع از قبل و در نگاه زن در نقاشي مطرح شده است و همه چيز گويي در نهايت آنچيزي را تکرار مي کند که در واقع غيرقابل تکرار است، زيرا تکرار تنها در شکل بيمارگونه آن به معناي تکرار و ماندن در بحران است و ايجاد تراژدي سيزيف. اما در شکل سالم و پرقدرت آن تکرار به معناي چرخشي است،چرخشي که اما هيچگاه تکرار نيست بلکه با خويش تفاوتي نو مي آفريند.موفق باشي دوست عزيز و ناآشنا..
داريوش برادري
ناشناس گفت...
yes. thank you for this style ))
ناشناس گفت...
Eine Tiefgründige und zum Nachdenken anregende Geschichte, die sehr gut gelungen ist.
ناشناس گفت...
»Von allen Weisen, die ich in der Welt je sah
gab es Niemanden ohne Leid
Mein Herz sei verrückt
Verrücktheit hat auch ihre eigene Welt«

Sehr bewegende "schöne" Geschichte.

Danke Sascha
ناشناس گفت...
das ist eine tarurige Geschichte,
mazizaki

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